"Rote Steine" im Jugend- und LehrlingsZentrum
Berlin-Kreuzberg.
Das Lehrlingstheater "Rote Steine" spielt vor Lehrlingen ein Theaterstück
über die Notwendigkeit von Solidarität der Lehrlinge untereinander. An einem
konkreten Konflikt am Arbeitsplatz wird demonstriert, daß gemeinsame Forderungen
durchgesetzt werden können. Lehrlinge können streiken, wenn sie sich einig sind.
Die "Roten Steine" haben Lehrlinge als Publikum. Ihre Basis ist das
Jugendzentrum. Dort kommen Schüler und Lehrlinge in ihrer Freizeit zusammen,
diskutieren, versuchen ihre Probleme zu erkennen und an ihrer Lösung zu
arbeiten. Das Spiel der "Roten Steine" hilft ihnen, ihre Situation zu erkennen
und unterstützt den Willen, sie zu verändern.
Wir haben erst angefangen, wir werden weitermachen
Jour Fix III für Schüler, Lehrlinge
und junge Arbeiter.
Jour Fix III will mit zwei Beispielen zeigen, daß die
Notwendigkeit der unabhängigen Lehrlings- und Jugendzentren immer stärker
wird, da speziell für Lehrlinge kaum ausreichende Informationsstellen
existieren. Die konventionellen Stellen wie staatliche
Berufsberatung und Werkunterricht sind vollkommen ungenügende Hilfen für die
Entlaßschüler. Jour Fix will die Diskussion über Jugendzentren auch auf die
Einrichtung von Lehrlingszentren übertragen, da 80 %
der gesamten Jugendlichen im Produktionsprozess stehen.
Jour Fix I und
Jour Fix II zeigten
deutlich, daß die Notwendigkeit
von unabhängigen Treffpunkten immer mehr erkannt wird. In vielen Fällen sind
aber Entlaßschüler, wie in unserem ersten Beispiel gezeigt, kaum an den
Arbeitskreisen beteiligt. Sie werden allein gelassen, ergreifen einen Beruf,
den sie nur scheinbar selbst ausgesucht haben. Sie werden in der Schule und
später im Betrieb nur notdürftig über ihre Rechte am Arbeitsplatz informiert.
Daß speziell ihre Interessen in einem Zentrum vertreten werden, zeigt die
Tatsache, daß immer mehr Jugend- und Lehrlingszentren berichten, Schüler der
Abschlußklassen kämen, um Rat zu holen. Wir besuchten die neunte Klasse der
Münchner Hauptschule an der Ichostrasse:
Zitate von Schülern:
"polytechnischer Unterricht würde ich ganz toll finden, weil man sich da
besser auf den Beruf einstellen kann, man hat menrere Ansichten, und den
Beruf, der einem am besten gefällt kann man nehmen. Man hat eine gewisse
Einsicht in den Beruf, wenn man aus der Schule kommt."
Auf den Berufsausbildungsplan angesprochen, sagten die meisten Schüler,
ihnen sei bis jetzt ein derartiger Plan nicht vorgelegt worden.
"Die Berufsberatung war ein bißchen zu spät, die ist erst in der letzten
Hälfte des Schuljahres gekommen, und da haben viele schon
einen Beruf gehabt. Wir lebten andere Vorstellungen von einem
Berufsberater. Aber der hat nur Sachen erzählt, die viel zu spät gekommen
sind. Er war letztes «Jahr schon mal da, aber da hat er nur über die
Gliederung der Berufe geredet." "Der Berufberater hat nur ganz bestimmte
Berufe gesagt...... weil die jetzt Mangelware sind."
"Mir ist es etwas seltsam vorgekommen, daß er nur Berufe in der
Großindustrie vorgeschlagen hat, z. B. auf handwerkliche Berufe ist er nur
ganz selten eingegangen. Nur Werkzeugmacher und Feinmechaniker und solche
Berufe hat er einem geraten. Wenn man nicht selbst schon wußte, was man werden
will, hat er eigentlich nur das vorgeschlagen"
Wie verhalten sich die Eltern zur Berufswahl? ;
"Mein Vater hat gesagt, wenn du nichts wirst, bringe ich dich in ein Heim."
Ein Mädchen:
"Die Eltern wollen schon, daß man was anständiges lernt! Sie
sagen, geh so lange zur Schule bis du es kannst, sie
unterstützen mich in jeder Richtung."
Welchen Beruf lernst du?
"Kürschner. Bekannte von mir sind Kürschner, mein
Onkel der war Kürschner, das hat mir immer gefallen, der hat zu Hause
gearbeitet."
Frage: Glaubst du an die Zukunft dieses Berufes?
"Ja, ich kann später Pelzmäntel herstellen, auf Modezeichner
umlernen, selbständig werden!"
Ein Mädchen:
"Ich werde Apothekenhelferin. Da muß ich Tee
zusammenmischen, und ab und zu auf die Post gehen...... also der ist recht
vielseitig, dieser Beruf. Einen Berufsausbildungsplan habe
ich nicht vorgelegt bekommen. Ich bin durch die Berufsberatung auf diesen
Beruf gekommen, sonst wäre ich Retuscheurin geworden."
Ein anderes Mädchen:
"Ich werde jetzt Arzthelferin. Ich bin durch meine Mutter auf diesen Beruf
gekommen. Sie ist Verkäuferin, und die Kundschaft war
die F'rau von dem Doktor, und der hat gemeint, er
braucht jetzt eine Arzthelferin. Wenn ich anfangen wollte, könnte ich mir das
mal anschauen. In den Serien habe ich dann dort gearbeitet, das hat mir gut
gefallen. Mir ist nur oberflächlich gesagt worden, was ich alles machen muß.
Ich habe dann gemacht, was man mir gezeigt hat...... so Bestrahlungen und Post
weggetragen."
Und:
"Ich werde Sekretärin in eine? Anwaltskanzlei. Der Beruf ist
sehr vielseitig. Ausbildungsplan habe ich keinen vorgelegt bekommen. Ich kann
dann auf eine Versicherung gehen, oder auf eine Bank. Man kann viel anfangen
damit, hat mir der Hechtsanwalt gesagt.
Und:
Wenn eine Frau keinen Beruf erlernt hat, und -
nehmen wir an, der Mann verläßt sie, dann steht sie womöglich mit zwei Kindern
da. Sie kann sich nicht mehr ernähren, das ist ja.... und Putzen und so, das
ist ja auch nicht das richtige. Ein anständiger Beruf, der ist wichtig
heutzutage.
Rhetorik-Unterricht bei MAN.
Zitat: "Lehrlinge sind wie der Wein! Es gibt gute
und schlechte Jahrgänge" Dr. EDRICH, MAN-Geschäftsleitung.
Das Beispiel der Schulklasse macht deutlich, daß Lehrlingszentren gebraucht
werden, da die Schüler nirgends Unterstützung finden. Sie werden aus der Schule
entlassen und gehen dann in die Betriebe; z. B. in die Großindustrie,
wie unser nächstes Beispiel zeigt. War die Berufswahl schon zufällig, werden die
jungen Leute bereits im ersten Lehrjahr durch sogenannte "Lebenshilfe" geformt.
Der MAN-Konzern bildet seine Lehrlinge in einer
vorbildlichen Lehrwerkstatt aus. Die Ausbildung verläuft exakt nach einem Plan,
der von den Bedürfnissen des Betriebes ausgeht. MAN ist
in der Lage, seine Lehrlinge so auszubilden, daß sie nach Beendigung der
Lehrzeit mühelos in den Betrieb integriert werden können. Als
sozial-therapeutische Maßnahme hat der Konzern einen Spieler engagiert, der den
Lehrlingen im ersten Lehrjahr Rhetorik beibringen soll.
Nach dem Motto "der gute
T'on macht die Musik", wird den Lehrlingen
Sprachunterricht erteilt, um sie freier und selbstsicherer zu machen. Sie
lernen, Worte richtig auszusprechen, aber nicht, sie richtig zu gebrauchen.
Es werden ihnen Formeln vorgesetzt und beigebrachit,
die von ihren Problemen ablenken, aber sie nicht klären
helfen.
Dazu die Ausbildungsleiterin, Frau Dr. Winter:
"Wir haben das erste Lehrjahr zum Sprechunterricht genommen, um
hauptsächlich gehemmte oder verklemmte junge Leute etwas aufzulockern unu
ihnen auch in der körperlichen Entwicklung durch die Atemübung eine Stütze zu
geben. Anfangs haben sie es als Spiel aufgefaßt, und gar nicht ernst genommen,
aber mit der Zeit sind sie doch dahinter gekommen, daß es ihnen nützt. Auch
die gewerblichen Lehrlinge tun jetzt fleißig mit, und da sind besonders in dem
Alter zwischen 14 und 16 Jahren die körperlichen Mängel
manchmal gerade durch die Arbeit auch mitbedingt, so daß im Wachstum eine
Vollatmung, erzwungen durch die Sprechübung, außerordentlich wichtig ist. Es
wird ihnen nicht gesagt, wie sie anatomisch richtig
atmen sollen, sondern die werden einfach gezwungen, durch die dynamischen
Sprechübungen solange durchs Zwerchfell einzuatmen, da kommt das ganz von
selber."
Dr. Edrich von der Betriebsleitung:
"Wir haben mit voller Absicht
nicht nur die Kaufleute mit hereingenommen, sondern gerade, und mit besonderem
Gewicht, die technischen Lehrlinge. Denn es ist ja so: aus diesen Leuten
rekrutiert sich ja unser Führungsnachwuchs für den Betrieb
draußen in der Fabrik. Und das sind die Leute,
die in ein oder mehreren Jahren eine ganze Gruppe von Facharbeitern
zu führen haben, wenn sie mal Gruppenführer oder Meister sind, und die
Führungsaufgabe ist doch im wesentlichen eine
Personalführungsaufgabe. Und für die Führungsarbeit ist
eben ein Gespräch mit den Leuten notwendig und dadurch überhaupt erst
ermöglicht."
Der Schauspieler H.W. Kühn zu den Lehrlingen:
"Das Wort Selbstbeherrschung ist ein wesentlicher Bestandteil der
Persönlichkeit."
"Wonnewannewinnewonne....ning nang nong."
"Die abblätternde Rinde der breitblättrigen Linde."
"Für diese Übung wollen wir mal einen guten
Mann nehmen."
"Im Geschäftsbereich ist es wichtig, Selbstbeherrschung zu haben, man muß
sich in der Gewalt haben."
Realität: Lehrlingszentrum Reutlingen:
"Ich kann eine Szene aus unserem Betrieb
schildern, wie sich der Lehrling dadrin fühlt, Da stehn
zehn Drehbänke hintereinander an denen man den ganzen Tag dreht. Dann geht der
eine zum anderen vor und spricht
mit dem eine Weile. Da kommt der Ausbilder raus und
zeigt zur Türe und sagt: Da drüben ist die T'üre,
wenn's Euch nicht paßt, dann könnt ihr ja gehen. Also ich kann mir nicht
vorstellen, daß ich mich an solch einem Arbeitsplatz wohlfühlen kann."
Der Schauspieler H.W.Kühn zu Lehrlingen bei MAN:
"Freunde, wenn ihr diskutiert heutzutage, sei es politisch, sei es
konfessionell, ich möchte euch eins sagen: schreien ist
meistens ein Unsinn. Man soll ruhige Töne auch in einer Diskussion werfen
können. Seine eigene Persönlichkeit entfalten können.
Es ist nicht nur die Demonstration der Brüllerei,
sondern es sind auch die leisen Töne, die eine Demokratie ausmachen."
Hotzenplotz
Hey Boß, ich hab' da mal ne Frage
ich glaub da liegt ein Irrtum vor
ich bin doch hier als Lehrling
aber Brötchenholen ist kein Beruf
den Mercedes waschen soll der, der mit ihm rumfährt
den Hof zusammenfegen, der, dem er gehurt.
Ich hab mit Faulheit nichts im Sinn,
ich will hier ausgebildet werden und nicht ausgenutzt
daß Lehrlinge billige Arbeitskräfte sind,
der heiße Tip ist weit verbreitet.
Was heißt hier Lehrlingsrente, wenn das so ist,
ist das für mich Lohn, und hundertachtzig Mark
Lohn im Monat, na hör mal ist ein Hohn.
Hey Boß ich hab da mal ne Frage
ich glaub das muß man richtig sehen;
für meinen Beruf gibt's einen Lehrplan,
ich hab den hier noch nicht gesehen.
Seit einem Jahr spring ich ein, helf ich aus
dabei kann ich nichts lernen, da arbeite ich
produktiv.
Ich hab mit Faulheit nichts im Sinn...
Hey Boß ich möchte da ne Antwort
nur fragen, glaub ich, bringt nicht viel
die Firma soll Lehrlinge ausbilden
und nicht durch sie vollbezahlte Arbeitskräfte
einsparen. Mit Sauberkeit, Willigkeit, Gehorsam
Disziplin, willst du aus mir einen dummen Lohnempfänger
machen,
der dankbar nimmt, was du ihm gibst.
Mit billigem Arbeiter liegt da nichts drin
ich will hier ausgebildet werden
und nicht ausgenutzt
Daß wir nicht länger eure Schuhabfeger sind,
die Aktion ist vorbereitet.
Was heißt hier Schnauze halten, wenn das so ist,
heißt das für uns Kampf', trotz der neuen
Berufsbildungsgesetze,
Ausbildung in Deutschland ist Krampf.
Hey Leute, ich hab da mal ne Frage
ich glaub die geht uns alle an
wie lange wollen wir diesen Zustand noch ertragen
den Leistungsdruck, die Unterdrückung,
die Wehrlosigkeit
allein kannste da gar nichts machen, nur wenn wir viele
sind können wir unsere Interessen und Forderungen
durchsetzen,
wir müssen noch mehr werden,
dann stehen wir nicht allein,
wir müssen uns klar werden über uns
selbst, was wir wolln.
Mit billigem Arbeiter liegt da
nichts drin......
BRUCHSAL: Gründung eines Jugendzentrums
Wie überall, hat auch hier die Gruppe
Schwierigkeiten geeignete Räume zu finden. Viele
gescheiterte Aktionen oder von oben gebremste Aktivitäten
zeigen, wie wichtig die Raumsituation ist, um unabhängig
und effektiv arbeiten zu können. Die Gruppe
umfaßt etwa 15 aktive, Alter 15
bis 22 Jahre.
Auszug aus einer Sitzung der Initiativgruppe, ein
Flugblatt wird verlesen:
"Ausbeutung statt Ausbildung: so sieht es leider in
der deutschen Berufsausbildung aus. Lehrlinge werden
als billige Arbeitskräfte betrachtet. Ausbildung wird klein geschrieben und
das Profitinteresse der Unternehmer bestimmt das Bild unserer Ausbildung. Doch
soll es immer so bleiben? - Wein. Das haben die Unternehmer bisher nur deshalb
praktizieren können, weil wir Lehrlinge uns nicht dagegen wehren. Wenn wir uns
zusammentun, können wir die Unternehmer
zwingen, uns so zu behandeln wie es uns zusteht. Die
Unternehmer sind auf unsere billige Arbeitskraft angewiesen - doch nur
gemeinsam sind wir stark. Wir müssen zusammen Möglichkeiten erarbeiten, mit
denen wir die Unternehmer zwingen können, uns eine bessere Ausbildung zu
geben."
Über eine geplante Informationsveranstaltung des Lehrlings- und
Jugendzentrums:
"Diese Veranstaltung muß so geplant werden, dass die Voraussetzungen
gegeben sind, Jeden einzelnen aus der Reserve zu
locken, daß jeder den Mut hat zu sagen: ich arbeite bei
der und der Firma, und das was der Kollege gerade
gesagt hat, genau das ist mir passiert. In den seltensten Fällen werden doch
die Probleme von den Betroffenen selbst vorgebracht; sie aus der
Reserve zu locken, das ist unsere Absicht!"
und:
"Einige von uns, die gerade eine Lehre gemacht
haben, oder gerade in der Ausbildung sind, sollen
kurze, praktische Beispiele aus ihrer Ausbildung bringen, wir hoffen, daß die
Leute anhand der Beispiele aus der Praxis sehen, aha,
nicht nur mir ist es so ergangen, sondern den anderen
auch. Vielleicht fangen sie dadurch an, selbst zu reden!"
"Die legalen Mittel, die Probleme innerhalb des Betriebes zu losen, sind
auch für einen Jugendvertreter sehr beschränkt, wenn er nicht den gesamten
Betriebrat hinter sich hat. Das kann nur geändert
werden, evtl. durch die Bildung eines Lehrlingszentrums. Man muß zuerst mal
aus dem Betrieb raus, die Probleme in einer Gruppe außerhalb des Betriebs
diskutieren und dann, wenn die Gruppe gefestigt ist, wieder rein
gehen in den Betrieb, mit Flugblattaktionen und Pressearbeit und dadurch den
Unternehmer zwingen, die Maske vom Gesicht zu nehmen, und zugeben, wie
Ausbildung wirklich aussieht."
Die vorhandenen Räume für Versammlungen oder eine
kontinuierliche Arbeit stehen auch in Bruchsal nur den etablierten Vereinigungen
zur Verfügung. Alle Gruppen, die eine sogenannte "abwegige Meinung" haben,
bekommen Schwierigkeiten.
"Eine unserer Forderungen ist ein offenes
Haus, in das alle Gruppen rein Können. Unser Problem sind die unorganisierten
Jugendlichen, die organisierten haben es wesentlich leichter.
Aber gerade Leute, die noch unorganisiert mal irgendwo reingucken
wollen und sich informieren wollen, für die müssen wir
sorgen, die brauchen ein offenes Haus.
Was taten die Jugendlichen, bis jetzt?
Sie gehen an den Brunnen und sitzen auf der Mauer, Die Leute regen sich
auf. Dann heißt es Gammler, Nichtstuer, schaffen,
KZ. Dann kommt das Jugendamt "ihr- gefährdet das
Ansehen der Stadt
Bruchsal" und schon stehen
sie in der Liste drin. Das ist schon ein paarmal passiert."
Ein Sprecher der Initiativgruppe bei einer
Veranstaltung zu Lehrlingen:
"Die Probleme, die euch betreffen, die müßt ihr selber
lösen.... das wäre eine Möglichkeit im Lehrlingszentrum.
Für die größeren Betriebe sollten JugendvertrauensleuteKörper
gebildet werden. Für die Klein-
und Mittelbetriebe: rein ins Lehrlingszentrum. Es ist
ein langwieriger Kampf, aber wir müssen es machen."
Mögliche Praxis eines Lehrlingszentrums:
Raumsituation klären, zusammen mit Kollegen ein
Jugendzentrum aufbauen!
Gewerkschaftsinformationen für Lehrlinge.
Flugblätter, Fragebogenaktionen, Lehrlingszeitung,
Seminare, Veranstaltungen.
Das Arbeitsministerium
von Baden-Württemberg hat in einer umfassenden
Befragung von Lehrlingen neben anderen Mängeln in der
Berufsausbildung, festgestellt: Über 50
% aller Lehrlinge in Baden-Württemberg
arbeiten täglich länger als die gesetzlich vorgeschriebene Arbeitszeit von
8 Stunden
Freitag; 20 Uhr; Kreuzberger Lehrlingszentrum
Berliner Lehrlinge und Schüler besetzten vor etwa vier Wochen leerstehende
Fabrikräume in einen Kreuzberger
Hinterhof. Da bereits konkrete Pläne über die inhaltliche
Form des Jugendzentrums vorlagen,
konnte sofort mit der praktischen
Arbeit begonnen werden. Der
erste Schritt war die Einrichtung einer Lehrlingsetage. Es ist geplant,
Arbeitsplätze und Arbeitsmaterial zur Verfügung zu stellen,
damit die Lehrlinge die Berufspraxis, die ihnen in ihrem Betrieb
oft nicht vermittelt wird in Eigeninitiative nachholen können.
"Man muß erst mal einen Ausgangspunkt schaffen, um mit den Leuten reden zu
können, damit man Erfahrungen austauschen kann, uenn jeder hat ja andere
Schwierigkeiten im Betrieb und zu hause. Und man muß unbedingt einen Kaum
haben, wo man sich treffen kann, wo man reden kann. Wo man sagen kann, Leute
hört mal zu, wir haben da einen Kaum, ein Jugendzentrum, wir setzen uns mal
zusammen. Wir können unsere Probleme darlegen und besprechen
und dann überlegen wir uns, was können wir dagegen unternehmen. Das ist
unbedingt wichtig, daß ein Raum oder ein
Haus zur Verfügung steht."
Leute werden zu Hause unterdrückt, die werden im
Betrieb unterdrückt , die haben ja Angst, was zu
unternehmen. Man muß sich organisieren, man muß die
Lehrlinge zusammenbringen, auch die Schüler, damit die von vornherein wissen,
was kann ich unternehmen, wenn ich unterdrückt werde. Die Schwierigkeit, die
Lehrlinge zusammenzukriegen, werden einfacher, wenn man einen
Raum nat , wo die Lehrlinge hinkommen können"
Samstag 10.00 UHr
Etwa vier Wochen vorher waren
76 Mitglieder des
Jugendzentrums nach der Besetzung des Hauses fest
worden, obwohl dafür keine Begründung angegeben werden konnte.
Auf Vermittlung des Bezirksamtes mußte die Polizei die
Inhaftierten wieder freilassen. Das ist kein Einzelfall.
Die Arbeit vieler Gruppen in Berlin
wird durch die ständige Belästigung durch die Polizei stark behindert. Dadurch
entsteht ein gereiztes Klima zwischen der
Ordnungsmacht und den Jugendlichen.
Das Aufnahmeteam wurde
Zeuge eines solchen massiven Polizeieinsatzes.
An einem lächerlichen Vorfall, Türken
spielten auf einem städtischen Rasen in der Nähe des
Jugendzentrums Fußball und folgten
nicht den Anweisungen einer Polizeistreife, wurde die hysterische Angst der
Ordnungsmacht, die Kontrolle zu verlieren deutlich.
Paramilitärisch organisiert waren innerhalb von zehn Minuten
eine Hundertschaft von Bereitschaftspolizisten vor dem Jugendzentrum
aufmarschiert, obwohl niemand den genauen Anlaß dieses massiven Einsatzes
kannte. Die Jugendlichen jedenfalls zeigten sich der Situation voll gewachsen.
Sie solidarisierten sich sofort mit den Betroffenen und bauten eine Barrikade,
um den Abtransport der Verhafteten zu verhindern.
Auszug aus einer Diskussion im Jugendzentrum
Kreuzberg:
"Bei mir war das so wie bei den meisten, ich
bin früher in das Jugendheim vom Senat gegangen, da
wurde uns nur die Möglichkeit geboten, Tischtennis zu spielen und Beat zu
hören. Alles, was wir von uns aus machen wollten, wurde unterbunden. Alles
wurde uns nur vorgeschrieben. Man hatte sich passiv zu verhalten;
Eigeninitiative ging über Horizont der Jugendheime
hinaus. Das ist nur hier im Lehrlings-
und Jugendzentrum möglich. "
"Das Problem ist, daß Jugendliche immer unter einem
Druck stehen zu Hause, im Beruf, in der Schule, und die
Jugendheime haben keine echten Alternativen geboten."
Es folgt eine längere Diskussion über die Möglichkeiten
und Aufgaben eines Jugendzentrums. Vorrangig scheint eine sinnvolle
Berufsberatung, die Alternativen zur staatlichen Berufsberatung bietet und von
den Bedürfnissen der Jugendlichen und nicht von denen der Industrie ausgeht. Wir
erinnern an die Aussagen der Entlaßschüler der
Münchner Hauptschule .
"Eine der wichtigsten Aufgaben eines LZ ist, die
Isolation zwischen den Jugendlichen aufzuheben. Daß
sich immer nur ein paar .beute kennen, und daß man dem andern
gleichgültig gegenüber steht, daß gerade
das aufgenoben wird. Man sieht das immer wieder, daß
Jugendliche wohl dieselben Interessen haben, aber sich
dem andern überhaupt nicht
vermitteln können, in keiner Weise. Hier sehe
ich eine Möglichkeit,
daß es tatsächlich gemacht wird, man
weiß, man hat Leute, mit denen man sich ofen
aussprechen kann, du fühlst dich
gleich viel wohler. Das ist eine
echte Aufgabe des Jugendzentrums. Hier können wir es
machen."
"Hier kann der
Lehrlingskampf geführt
werden, Hier kann ganz konkrete
Lehrlingsarbeit geleistet werden, hier können
Taktiken entwickelt werden und dann im Anschluß daran
natürlich auch politische Schulung."
Ton, Steine, Scherben
1 Berlin 31 Weimarische Str.
16
Allein macnen sie dich ein,
schmeißen sie dich raus,
lachen sie dich aus,
und wenn du was dagegen machst,
sperrn sie dich in den nächsten Knast
und alles was du da noch sagen kannst, ist
das ist aber ein ganz schöner Hammer, he Mann
zu zwein, zu drein, zu viern
wird auch nichts anderes passiern
sie werden ihre Knüppel holen
und uns ganz schön das Kreuz versohlen
und alles....
zu hundert oder tausend, kriegen sie langsam Ohrensausen
sie werden sagen das ist nicht viel
aber tausend sind auch kein Pappenstiel
und was nicht ist, das kann noch werden,
wir können uns ganz schnell vermehren.
In den Land, in dem wir wohnen
sind aber zig Millionen.
Wenn wir uns erst mal einig sind
weht, glaub ich, ein ganz anderer Wind
dann werden sie nicht mehr lachen
sondern sich auf die Socken machen
auf die Bahamas oder ins Tessin
der Teufel weiß am besten wohin
und du weißt, das wird passieren
wenn wir uns organisieren.
Weitere Adressen und Kontakte,
sowie Manuskripte bei
Reaktion Jour-fix
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